Mittwoch, 23. Januar 2013

Endlich Paraguay!

Tatsaechlich habe ich nur den Nachmittag in Santa Cruz verbracht und nahm dann abends direkt den Bus nach Asuncion. Angepeilt waren 18 Stunden Busfahrt, aus denen letztendlich jedoch 27 wurden. Und das auf recht unbequemen, engen Sitzen und ohne Klimaanlage bei 38 Grad Aussentemperatur.

Kurzer Einschub: Paraguay kann man in zwei Teile aufteilen. Den Sueden, der ca ein Drittel der Flaeche ausmacht, sehr fruchtbar ist und wo ca 95% der Bevoelkerung wohnt. Der noerdliche Teil wird Chaco genannt, ist trocken und steppenartig. Er wird hauptsaechlich zur Viehzucht, Soja-, Erdnuss- und Baumwollanbau genutzt.

Im noerdlichsten Teil des Chacos gab es auf der Fahrt ploetzlich einen lauten Knall und ein Reifen des Busses zerfletterte vollstaendig. Hier verloren wir erst einmal ordentlich Zeit um den Reifen zu wechseln. Als wir am paraguayischen Zoll ankamen, mussten alle aussteigen, ihr Gepaeck in einer Reihe auf den Boden legen und sich anschliessend nebeneinander an einem Maeuerchen aufstellen. Ein Hund schnueffelte mehrfach die Koffer ab und anschliessend pickten die grimmigen Polizisten mit ihren dunklen Sonnenbrillen zufaellig Leute aus der Reihe, die ihre Koffer aus der Reihe ziehen mussten um sie komplett durchwuehlen zu lassen.
Dabei wurden drei Frauen entdeckt, die gefaelschte Markenkleidung und Spielzeug aus Bolivien nach Paraguay schmuggeln wollten. Die Polizisten verlangten pro Kleidungstuete 100.000 Guaranies (ca 19 Euro) Bestechungsgeld, das eine der Frauen jedoch nicht komplett bezahlen wollte. Daher riefen sie alle Polizeistationen, die auf dem Weg nach Asuncion lagen an und sagten ihnen Bescheid, dass es mit diesem Bus Geld zu holen gab.
So wurden wir insgesamt 8 mal aus dem Verkehr gewunken, ein Polizist lief jedes Mal alibimaessig, kontrollierend durch den Bus und die Frauen mussten jedes mal mehr oder weniger unauffaellig Bestechungsgeld zahlen.

Am spaeten Abend kamen wir dann endlich in Paraguays Hauptstadt an und ich suchte zusammen mit zwei Chilenen und zwei Deutschen, die ich im Bus kennenlernte ein Hostel um dort die Nacht zu verbringen.
Am naechsten Morgen nahm ich den mir bekannten Bus richtung Ypacarai, wo mein ehemaliges Projekt ist. Wo ich umsteigen musste war gerade ein grosser Markt, wo von Fruechten ueber Kleidung bis Tieren alles feilgeboten wurde.
Da ich gerade Hunger hatte und mich ein dickes Huhn freudig angackerte, kaufte ich es kurzerhand, klemmte es mir unter den Arm und nahm den naechsten Bus zu meinem alten Zuhause.
Das Wiedersehen mit der Familie und den vielen Kindern war wunderschoen und es gab viel zu erzaehlen. Immerhin waren fast 3 Jahre vergangen, seit ich hier nach meinem FSJ abgereist bin.
Nachmittags schlachtete ich dann die Henne und wir kochten eine leckere Suppe zum Abendessen. Anschliessend sassen wir dann noch bis spaet in die Nacht mit Caipirinha unter dem Sternenhimmel, lachten zusammen und erzaehlten von den letzten Jahren.

Da gerade Mangozeit ist, fuhren wir heute mit einem Pickup zu einem kleinen Mangowaeldchen und sammelten ueber eine Tonne Mangos fuer die Schweine und Kuehe auf unserem Bauernhof ein. Natuerlich legten wir die schoensten Fruechte zum eigenen Verzehr auf die Seite. Hmmmhh die Dinger sind einfach verdammt koestlich!

Als wir zurueckkamen sahen wir, dass sich ein Schaf im Zaun verhakt hatte und sich einen grossen Hautlappen abgerissen hatte. Es wurde Nadel, Faden und Antibiotika gezueckt und die Haut mit 25 Stichen wieder angenaeht. Die Schafhaut ist so zaeh, dass wir teilweise mit der Flachzange arbeiten mussten. Hoffentlich entzuendet sich die Wunde nicht, sonst muessen wir das Tier in ein paar Tagen notschlachten.

Auf jeden Fall kommt es mir vor, als ob keine Zeit vergangen waere, seit ich das letzte Mal hier war und ich bin schon voll in den Alltag eingebunden.
Genau so hatte ich es gehofft dass es sein wird.

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