Donnerstag, 31. Januar 2013

Besuch auf dem Lande

Verrueckt, inzwischen ist schon wieder ueber eine Woche ins Land gezogen... Die letzten 3 Tage habe ich die Oma und Opa von ein paar Kids hier aus dem Projekt besucht. Diese wohnen etwa 4 Busstunden entfernt, mitten auf dem Land und sehr aermlich. Das "Haupthaus" wurde aus rohen Backsteinen gebaut und besteht aus zwei Zimmern. Zusaetzlich wurde dann noch eine Kueche aus ein paar Brettern angebaut. Die Decke und Waende sind schwarz verrust, da auf offenem Feuer gekocht wird, der Boden besteht aus festgestampfter Erde. Das Plumpsklo ist ein paar Meter entfernt und besteht aus einem ausgehoehlten Stein um den eher alibimaessig ein paar Bretter angebracht sind, die jedoch kaum Sichtschutz bieten. Ebenso die Dusche besteht aus einem kleinen Bretterverschlag mit zentimeterbreiten Schlitzen.
Glasscheiben gibt es im Haus nicht. Wenn man die "Fenster" schliessen will, kann man das mit einem grossen Brett tun.
Mein Bett wurde selbst gebaut, aus ein paar Holzstangen und Kuhhaut. Ich konnte auch super schlafen und wurde nur ein paar mal aufgeweckt, wenn die Henne mit ihren 10 Kueken neben meinem Bett in dem Erdboden scharrte, oder auf der anderen Seite der duennen Bretterwand das Schwein sich grunzend in einem Schlammloch suhlte.

Auch wenn ich das Landleben in Paraguay ja schon kannte, war ich dennoch wieder von Neuem von diesem beeindruckt. Die Menschen sind sowas von lieb, nett und gastfreundlich! Jeder gruesst jeden, wer am Haus vorbeikam nahm sich ein paar Minuten Zeit fuer ein Plaeuschchen und einen Tereré. Wenn ich in der Siesta oder abends eine Runde auf dem Mopped gedreht habe, konnte ich vor den Huetten Menschen sehen, die in einer Runde zusammen sassen und gemeinsam Tereré tranken.
Stress und Hektik ist hier ein Fremdwort.

Am ersten Abend fing die Oma eines ihrer Huehner ein um es zur Feier des Tages zu schlachten. Da ich inzwischen ja schon in Uebung war uebernahm ich diese Aufgabe; drei Umdrehungen des Halses, ein kraeftiger Ruck und ab ist der Kopf. Anschliessend vergass ich jedoch, das Huhn zurueck in den Sack zu stecken, sodass es, ohne Kopf, wild durch die Kueche flatterte und Toepfe und Teller umstiess. Ich durfte es jedoch nicht einfangen, da es grosses Unglueck bringe, ein sterbendes Tier in der Hand zu halten. So warteten wir das Spektakel ab, bis das Huhn nach ein paar Sekunden endlich zum Stillstand kam und steckten es dann in den Suppentopf.

Bei meiner Abreise wurde ich eingeladen, das naechste mal "ein, zwei Monate oder wenn du willst ein ganzes Jahr" zu bleiben. Essen gaebe es genug fuer alle.
Als ich ihnen ein bisschen Geld zustecken wollte, lehnten sie dieses fast schon empoert ab.
Nach vielen Umarmungen und Segenswuenschen ging es dann mit dem Bus wieder zurueck. Bei 42 Grad und ohne Klimaanlage.

Das Schaf hat die Verletzung uebrigens gut ueberstanden und weidet inzwischen wieder gluecklich mit seinen Kollegen auf den Wiesen.

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